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Gameslaw: Lootest Du noch oder zockst Du schon?

Ingamekäufe, Microtransactions und Lootboxen: wenn Ihnen diese Begriffe nichts sagen, haben Sie einen der stärksten (kulturellen) Wandel der letzten Jahre verpasst. Wurde früher noch jedes Spiel aus dem Shooter Genre pauschal als „Killerspiel“ bezeichnet, ist die öffentliche Wahrnehmung mittlerweile differenzierter. Viele Spielereihen, die früher von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) „auf dem Index“ landeten und somit nicht öffentlich beworben und ausgelegt werden durften, werden nunmehr anders eingeschätzt. So entscheidet die BPjM – für viele überraschend – bei dem Spiel Mortal Kombat X liberaler und ebnete so den Weg zu einer USK-Freigabe ab 18 Jahren. Auch sind Computerspiele längst kein Nischenprodukt mehr. E-Sport Veranstaltungen locken mehrere zehntausende Zuschauer in Hallen, vor den heimischen Monitoren verfolgen Millionen Gleichgesinnte den Ausgang der Spiele. Jüngst landete Activision Blizzard mit ihrem „Heroes Shooter“ Overwatch einen Überraschungscoup, indem der Publisher dem Streaming Portal Twitch die Exklusivrechte an der Übertragung der E-Sport „Overwatch League“ einräumten. Für 90 Millionen Dollar.

 

Dadurch, dass Spiele nunmehr differenzierter wahrgenommen werden, werden auch abseits der (potentiellen) Gewaltdarstellungen rechtliche Probleme diskutiert. Gerade Lootboxen stehen derzeit im Mittelpunkt der Debatte. Jüngst wurde bekannt, dass Hawaii mehrere Gesetztes Initiativen in Bezug auf Lootboxen plant. Falls Sie sich fragen, was Lootboxen (oder die anderen eingangs genannten Begriffe) überhaupt sind, hier eine kurze Übersicht:

 

Ingamekäufe bedeutet schlicht, dass innerhalb eines Spiels zusätzliche Inhalte gekauft werden können. Es handelt sich somit um den Überbegriff. Es kann sich beispielsweise um Zusatzinhalte (DLCs) wie weitere Maps oder Missionen handeln. 

 

Microtransactions bezeichnen Ingamekäufe, die sich durch einen geringen Preis auszeichnen, oftmals unter einem Euro. Gerade durch Spiele auf dem Smartphone haben diese Form der Ingamekäufe Berühmtheit erlangt. Hier werden oftmals kosmetische Anpassungen der Spielfigur oder der Waffen angeboten, teilweise auch Gegenstände, die einen spielerischen Vorteil mit sich bringen.

 

Lootboxen können meist erspielt werden und sind darüber hinaus als Ingamekäufe erhältlich. Regelmäßig ist ihr Preis gering, so dass diese auch als Microtransactions bezeichnet werden können. Was ist also der Unterschied? Während der Spieler bei klassischen Microtransactions weiß, wofür er zahlt (ich möchte diesen Skin nutzen und bin bereit, dafür 0,70 EUR zu zahlen), ist dies bei Lootboxen anders. Hier erspielt oder kauft der Spieler eine Box, die erst nach dem Öffnen ihren Inhalt preisgibt. So weiß der Spieler regelmäßig nicht, ob der heißbegehrte Skin in der Lootbox enthalten ist oder nicht. Dieses Zufallsprinzip spricht die aleatorischen Reize der Spieler an und animiert sie, unkontrolliert Geld für weitere Lootboxen auszugeben. So zumindest die Befürchtung und rechtlicher Ansatzpunkt.

 

Da Glücksspiel zu einer pathologischen Sucht führen kann, wird es in vielen Ländern streng reglementiert, überwacht und wie so oft unterschiedlich beurteilt. Während die britische und die dänische Kommission Lootboxen nicht als Glücksspiel einordnen, kam die belgische Glücksspiel Kommission bei ihrer Prüfung zu dem Ergebnis, dass es sich bei Lootboxen sehr wohl um Glücksspiel handele. Aus diesem Grund wird seitens Belgiens ein EU-weites Verbot von Lootboxen angestrebt, weshalb sich die Europäische Kommission nunmehr mit dem Thema beschäftigen wird.

 

In Deutschland wird eine erste (verbindliche) Entscheidung Ende März erwartet. Nachdem die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) zu dem Ergebnis gelangte, dass Lootboxen kein Glückspiel darstellen, bewertet das der Vorsitzende der Jugendschutz-Kommission differenzierter. Zumindest dann, wenn die Spiele für Jugendliche erhältlich seien (beispielsweise die FIFA Reihe von Electronic Arts) wäre es denkbar, dass Lootboxen gegen das Verbot von Kaufappellen an Kinder und Jugendliche verstoßen.

 

Gegner der Lootboxen argumentieren, es handele sich um eine Wette auf den Ausgang eines ungewissen Geschäfts. Befürworter bewerten dies anders. Publisher Electronic Arts (EA), der mit dem Spiel Star Wars: Battlefront 2 die Debatte um Lootboxen maßgeblich in den Fokus der Öffentlichkeit drängte, argumentiert damit, dass die Lootboxen stets Items enthielten, die im Spiel Verwendung finden könnten, eine klassische „Niete“ gebe es demzufolge nicht. Darüber hinaus könnten Lootboxen auch gänzlich ohne Geld sondern auch ausschließlich über reine Spielzeit erlangt werden.

 

Es bleibt also spannend, welchen Argumenten die jeweilige Kommission folgt und ob sich eine einheitliche Rechtslage – zumindest innerhalb der EU – abzeichnet. Auch die möglichen Auswirkungen auf die Spieleindustrie sind gewaltig, generieren viele Publisher mit Lootboxen mittlerweile mehr Umsätze als durch den Verkauf des „Hauptspiels“. 

 

Sollten Sie Beratungsbedarf zu Lootboxen im speziellen oder zum „Gameslaw“ im Allgemeinen haben, nehmen Sie kostenlos Kontakt zu uns auf. Wir stellen uns oft die Frage: "Lootest Du noch oder zockst Du schon?"

 

Rechtsanwalt Benedikt Schönbrunn